Pressemitteilung von Kreative Deutschland – Halle, 20.4.2018

Im DesignHaus Halle (Saale) legten rund 80 kreative Netzwerker auf einer Arbeitstagung die Eckpunkte für die neue Agenda des Bundesverbands Kultur- und Kreativwirtschaft e.V. – Kreative Deutschland fest. Gastgeber der Fachkonferenz war der Verband Kreativwirtschaft Sachsen-Anhalt e.V., dessen Vorstandsvorsitzender Mirko Kisser die Gäste aus ganz Deutschland begrüßte. Basierend auf den kürzlich veröffentlichten Ergebnissen der bundesweiten Umfrage unter 600 Unternehmen wurden in sechs Workshops die zentralen Handlungsfelder für die weitere Arbeit des Bundesverbandes ausdifferenziert. „Die Kreativbranche ist Vorreiter in den Bereichen Digitalisierung und agiles Arbeiten,“ sagte Vorstandsmitglied Corinna Hesse, die die Workshops zu den Themen „Arbeit und Soziales“ und „Ausbildung und Qualifizierung“ leitete. „Das treibt Innovationen an, führt aber auch dazu, dass für Kreativschaffende die herkömmlichen Instrumente der sozialen Absicherung nicht greifen. Die Politik muss dringend darauf reagieren, damit die Innovatoren von heute nicht die Altersarmen von morgen werden.“

So lassen die engen Aufnahmekriterien der Künstlersozialkasse auf die multiplen Geschäftsmodelle der Kreativwirtschaft oft nicht anwenden, so dass viele Kreative nur unzureichend Versicherungsschutz haben. Hier bedarf es einer umfassenden Reform und Ausweitung. „Hochqualifizierte Akademiker werden den Gefahren der Prekarisierung ausgesetzt“, erklärte Tom Ritschel von Kreatives Leipzig e.V. „Damit werden Potenziale für die wissensbasierte Ökonomie der Zukunft verschenkt.“ Die künstlerischen Hochschulen reagieren teilweise auf die veränderte Arbeitswelt mit neuen Qualifizierungsangeboten. So stellte Carmen Maria Thiel von der HMT Leipzig das Mentoringprogramm der Hochschule vor, das die Studierenden musischer Fächer auch auf neue Geschäftsmodelle und unternehmerisches Denken vorbereitet. „Eigentlich müssten alle Hochschulen Unternehmensberater einstellen“, resümierte Victoria Ringleb von der Allianz deutscher Designer.

Auch die Wirtschaftsförderung hat sich der kleinteiligen Branche mit ihren zukunftsweisenden, kooperativen und projektbasierten Arbeitsmethoden noch nicht angepasst. „Bei der Innovationsförderung wird der Bereich der sozialen Innovation vielerorts noch komplett ausgeklammert“, konstatierte Josephine Hage vom Sächsischen Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft – Kreatives Sachsen, die die Workshops zu den Themen „Förderung“ und „branchenübergreifende Kooperationen“ moderierte. Auch die Potenziale der Kreativschaffenden für Standortentwicklung und die große Bedeutung der Netzwerke für Kleinunternehmer und Freiberufler schlagen sich nur unzureichend in Förderprogrammen und Ansiedlungsstrategien nieder. Hier verabredete der Bundesverband eine gemeinsame Initiative mit Egbert Rühl und Jürgen Enninger als Vertretern des PCI Netzwerks (Promoting Creative Industries) der Branchenförderer auf kommunaler und Landesebene.

Großen Handlungsbedarf sieht der Bundesverband auch in den Bereichen Verwertung und Markterschließung. „Die Herausforderung unserer Branche ist, den vielen kleinen Unternehmen und Freiberuflern Zugang zu größeren Märkten und Wertschöpfungsketten zu ermöglichen“, sagte Christian Rost vom Sächsischen Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft – Kreatives Sachsen: „Nur so können die Kreativunternehmen die Früchte ihrer Innovationsleistungen auch ernten. Hier bedarf es einer starken Allianz von Verwertern und Produzenten auf Augenhöhe, um in der digitalen Wirtschaft zukunftsfähige Ertragsmodelle zu entwickeln.“ Die Wiener Journalistin Sybille Hamann brachte es in ihrer Keynote „Zahlen, bitte! Der Wert kreativer Arbeit“ auf den Punkt: „Solange die Gesellschaft der Überzeugung ist, dass Arbeit, die Spaß macht, gratis zu haben ist, werden wir Kreative für angemessene Honorare kämpfen müssen.“

Zu den Ergebnissen der Fachkonferenz wird eine umfangreiche Dokumentation erstellt, auf deren Basis der Bundesverband Kultur- und Kreativwirtschaft e.V. Handlungsempfehlungen an die Bundespolitik für die Verbesserung der Rahmenbedingungen der Kreativbranche aufstellt. „Wichtig ist uns, weitgehende Allianzen mit den Verbänden der Teilbranchen, Gewerkschaften und anderen Unternehmerverbänden zu schmieden“, resümierte André Batz vom Vorstand der Kreative Deutschland.

 

Hintergrund
Der Landesverband ist Gründungsmitglied von Kreative Deutschland – Bundesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Deutschland e.V.  Ziel des Bottom-Up Verbandes ist es Netzwerke vor Ort zu stärken und ihre Bedarfe an die Politik zu kommunizieren. Kreative Deutschland ist ein branchenübergreifendes Sprachrohr aller Akteure mit Sitz in Berlin.

 

Fotos: Felix Brokbals

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