“Es gibt Veranstaltungen – und dann gibt es Veranstaltungen. Heute war ich auf der 4transfer Jahreskonferenz und erlebte, wie Kunst, Kreativität und Humor genutzt wurden, um spannende Themen des Wissens- und Technologietransfers zu präsentieren. Schon der Auftakt war ein Theaterstück: Ein lebendiger Dialog zwischen einer Professorin und einem Professor, die mit völlig unterschiedlichen Überzeugungen darüber diskutierten, welchen Stellenwert Transfer haben sollte. Ein echtes Schauspiel! Ich fühlte mich sofort abgeholt, da ich beruflich ebenfalls unterschiedliche Perspektiven kenne.”, berichtete Immo Feine, Transfermanager, der extra von der Friedrich-Schiller-Universität Jena am 18. September 2024 nach Leipzig angereist war. Dort fand an diesem Tag im industriellen Ambiente des Kunstkraftwerks die 4transfer Jahreskonferenz statt. Unter den Teilnehmenden waren Vertreter:innen aus den Bereichen Transfermanagement, Wirtschaftsförderung, Forschung und Lehre, Gründungsberatung, Kreativwirtschaft oder Verwaltung.

© 4transfer / Sandrino Donnhauser

Die diesjährige Ausgabe des 4transfer Jahreshighlights versprach “Inspiration für Innovation” an der Schnittstelle von Kreativwirtschaft und Wissenschaft. Daher startete das bunte Programm nach einem musikalischen Auftakt mit der Band Triple Trouble mit einer unterhaltsamen Bühnenszene dargestellt von Jennifer Demmel und Thorsten Giese. Danach hieß die Moderatorin Katja Großer, selbst langjährige Transferakteurin beim LVKKW Sachsen e.V., die rund 100 Teilnehmenden offiziell willkommen. Es folgten zwei inspirierende Impulsvorträge, um näher in das Spannungsfeld von Transfer im Forschungskontext einzuführen. 

© 4transfer / Sandrino Donnhauser

Herr Prof. Dr. Hans-Henning von Grünberg (Universität Potsdam) sprach daher über die Frage, warum die Wissenschaft oft mit Wissens- und Technologietransfer fremdelt und ging näher auf die historischen Gründe ein. Für die Zukunft appelliert Professor von Grünberg an die Kreativen, eine gegensätzliche Metapher für die “Wissenschaft im Elfenbeinturm” zu schaffen. 

Als Antwort darauf erklärte Frau Prof. Dr. Stefanie Molthagen-Schnöring (HTW Berlin), wie Transfer die Wissenschaft beflügelt und unterstrich, dass partizipative Formate sich besonders eignen, um direkte Wirksamkeit zu verspüren – sie bräuchten aber auch Unterstützung, insbesondere in der Organisation. 

© 4transfer / Sandrino Donnhauser

Den zwei Keynotes schloss sich der Live-Podcast „Arne fragt“ von Arne Petersen (Standortmanager HSF Meißen) an. In drei Interviews kam er ins Gespräch mit Personen, die bereits in unterschiedlichen Formaten mit 4transfer zusammengearbeitet haben. Zu Beginn drehte sich die Unterhaltung um die Interpretation von wissenschaftlichen Ergebnissen durch Künstler:innen, wie es das vom LVKKW Sachsen e.V. initiierte Format Pop Up Science zum Ziel hat. Hierfür gaben Felix Spiske (TU Bergakademie Freiberg) und Wiete Sommer (freiberufliche Designerin und Regisseurin) Einblick in ihre Erfahrungen bei Pop Up Science “Feste Luft”. 

Dann kam Arne Petersen gemeinsam mit Prof. Dr. Samuel Jahreiß (BA Sachsen) auf das gemeinsam mit 4transfer entwickelte Format “Transfer in Theorie und Praxis” zu sprechen, welches das Transferpotenzial studentischer Abschlussarbeiten in der Sozialen Arbeit beleuchtet.

Schließlich war Matthias Schuster (Sächsische Staatskanzlei) eingeladen, vom Format Planspiel Reallabor mit acht verschiedenen am Prozess beteiligten sächsischen Verwaltungsinstitutionen zu berichten. Es kam zur Sprache, dass sich die meisten Verwaltungsmitarbeiter:innen über Workshopformate mit Kreativmethoden sehr freuen, entgegen dem, was einige vielleicht vermuten würden. Das Publikum erhielt nebenbei authentische Einblicke in die Potenziale und Herausforderungen einer Podcast-Aufzeichnung.

© 4transfer / Sandrino Donnhauser

Die Kultur- und Kreativwirtschaft vereint unterschiedlichste Expertisen, um Menschen zu erreichen. Der LVKKW Sachsen e.V. startete daher 2023 gemeinsam mit den drei Partner:innen das Projekt 4transfer, um eine Mittlerrolle aus der und in die Gesellschaft einzunehmen. Dieses Grundverständnis, der breite Erfahrungsschatz und nicht zuletzt das weitreichende Netzwerk unseres Verbands zahlen sich aus, denn es ist uns bei solchen Veranstaltungen ein Anliegen das Publikum beim Wissenstransfer mitzunehmen und zu unterhalten.

Und so war als abschließende kreative Überraschung am Vormittag auch Carolin Löffler (SAVE THE WORLD e.V.) aus Hamburg angereist, um in einer Lecture Performance Informationen mit Bühnenpräsenz zu verbinden. Als Opernsängerin und Transformationsmanagerin kribbelte es ihr – wie sie sagte – in Fingern (und Füßen), das Publikum mit einer kurzen Percussion-Intervention in Bewegung zu bringen. Ihre Kernaussage hierbei war: “from empathy to action” – und zwar gemeinsam.

© 4transfer / Sandrino Donnhauser

Nach einer unterhaltsamen Mittagspause, die viele Gäste mit Netzwerken und Ideenaustausch, am 4transfer-eigenen Multitouch-Tisch mit Spielfunktion, vor dem 4transfer-Sprinter und rund um das interaktive 4transfer-Ausstellungsregal verbrachten, ging es für alle in spannende parallel stattfindende Fokus Sessions.

© 4transfer / Sandrino Donnhauser

Wer gern über die aktuelle Situation im Transfer in Sachsen diskutieren wollte, war in die Fishbowl “Realitätscheck Transfer” mit Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg, Antje Fanghänel (Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus) und Dr. Cindy Krause (IHK Chemnitz) eingeladen, die der 4transfer-Verbundkoordinator Dr. Stephan Meschke anregend moderierte. Das Publikum zeigte sich sehr interessiert und kam in einen intensiven Austausch mit den Expert:innen auf der Bühne.

© 4transfer / Sandrino Donnhauser

Im Workshop „Innovation Storytelling“ wendete Coach Stella Schüler das Konzept eines Design Thinking-Sprints an, um die Teilnehmenden ihre eigenen Geschichten erzählen zu lassen. Wenn klassischerweise in Wissenschaft und auch Wirtschaft Zahlen, Daten, Fakten dominieren, bietet die Kreativwirtschaft mit dem Storytelling ein Tool, diese Informationen erfahrbar zu machen und nachhaltiger zu vermitteln. So unterschiedlich die Speaker:innen an diesem Tag auch waren: viele von ihnen hoben die Macht des Storytelling hervor und wie wichtig eine positiv formulierte Zukunftsvision für den Transfer sei.

© 4transfer / Sandrino Donnhauser

Die dritte Fokus Session “Kreative Bürokratie” vermittelte in einem Impuls von Robin Vogel (HSF Meißen) einen Überblick zu Beispielen kreativer Bürokratie in Sachsen. Die Festivaldirektorin Johanna Sieben gab Einblicke in das Creative Bureaucracy Festival Berlin. Im Anschluss wurden unter Anleitung von Dr. Anne Heinze (Projekt- und Standortleitung LVKKW Sachsen e.V.) in Gruppen Ideen für einen sächsischen Ableger des Creative Bureaucracy Festivals gesammelt. Während der Session konnten erste Themencluster und Best Practice-Beispiele für die Townhall identifiziert werden, die ab 2026 vom LVKKW Sachsen e.V. in enger Kooperation mit der HSF Meißen durchgeführt wird.

© 4transfer / Sandrino Donnhauser

In einer interaktiven Summary begleitet durch eine Onlineabstimmung gewannen alle Gäste einen Einblick in die Themen und Ergebnisse der einzelnen Sessions. Vom geplanten Innovation Storytelling zum nächsten Ofenkäseabend, über Safe Spaces als Raum für kreative Bürokratie, bis zu Wissenschaftsdialog als wichtigster Transferaktivität gab es einige neue Impulse, sodass sich am Ende das Publikum in der Gesamtbewertung der Konferenz nicht ganz überraschend eingruppierte in “Ich könnte noch mehr Inspiration gebrauchen” (was wir gern beim Wort nehmen) und “Transfer neu denken macht Spaß”. 

Nach so viel produktivem Austausch verabschiedeten wir unsere Gäste mit dem letzten Programmpunkt: eine beeindruckende raumgreifende XR-Show „Hundertwasser Experience“ (Künstler: Gianfranco Iannuzzi), durch die sich jede:r nach Belieben treiben lassen konnte, bevor die Besucher:innen noch bei einem entspannten Kaffeeplausch den Tag ausklingen ließen.

© 4transfer / Sandrino Donnhauser

Weitere Informationen zu 4transfer:

www.4transfer-innovation.de 

https://linktr.ee/4transfer

Ähnliche Beiträge