Die Kalkulation eines fairen Honorars in der Kreativwirtschaft ist anspruchsvoll. Architektur-, Design-, Wissens-, Kultur- und Kunstprojekte benötigen Ideen, Konzepte und Kostenpläne, bevor ein Auftrag überhaupt erteilt wird. Diese aufwendige Vorarbeit erfordert intensive Recherche und gedankliche Auseinandersetzung, wird jedoch meist nicht honoriert. Kreative investieren somit viele Stunden in Vorschuss Arbeit auf eigenes Risiko. Hinzu kommt die Notwendigkeit, sich ständig weiterzubilden, um mit Software-Neuerungen und Trends markt- und wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Form der spekulativen Arbeit ist ein charakteristisches Merkmal der Kultur- und Kreativwirtschaft und prägt die Honorargestaltung maßgeblich.
Damit Kreative fair bezahlt werden, müssen sie ihre Honorare sorgfältig kalkulieren. Folgende Faktoren sollten dabei berücksichtigt werden:
- Betriebskosten: Miete, Nebenkosten, Versicherungen, Software, Hardware, Steuern, Abgaben etc.
- Materialkosten: Je nach Branche und Projekt variierend (z.B. Farben, Leinwände, Softwarelizenzen).
- Reisekosten: Fahrtkosten, Übernachtungskosten etc., falls für den Auftrag Reisen nötig sind.
- Fortbildungskosten: Investitionen in berufliche Weiterentwicklung und Qualitätsmanagement (z.B. Workshops, Fachliteratur, Kurse).
- Arbeitsaufwand: Zeitaufwand, Komplexität des Projekts, Erfahrung des Kreativen und verbundene Verantwortung.
- Marktwert der Leistung für den Auftraggeber: Welchen Mehrwert generiert die Leistung für den Kunden? Wie dringend benötigt der Kunde die Leistung?
- Persönliche Situation: Lebenshaltungskosten, gewünschte Gewinnmarge, Soziale Absicherung.
- Regionale Unterschiede: In Ballungsräumen können höhere Honorare üblich sein als in ländlichen Gebieten.
- Orientierungshilfen: Honorarrechner und Branchenvergleiche können bei der Honorarkalkulation helfen.
Faire Vergütung ist essentiell, um die Existenzgrundlage und die Wertschätzung kreativer Arbeit zu sichern. Viele Kreativschaffende riskieren zudem, dass unbezahlte Konzepte von Auftraggeber:innen anderweitig genutzt werden.
Viele Kreativschaffende arbeiten branchenübergreifend mit unterschiedlichen Honoraren und Fördermodellen. Dies führt zu Unsicherheiten bei der Honorarkalkulation. Ein verbindlicher Rahmen mit Mindesthonoraren würde hier zur sozialen Absicherung und fairen Bezahlung von Kreativschaffenden beitragen.
Weiterführende Links:
- www.basishonorare.de ver.di hat ein transparentes Modell zur Berechnung von Basishonoraren entwickelt
- Honorarkalkulation Haus der Selbstständigen
- Honorarempfehlungen Deutschen Kulturrat
- Honorar-Matrix des SMWKT Sachsen
- Informationsblatt des BKM zu Mindeststandards der Vergütung von selbstständigen Künstlerinnen, Künstlern und Kreativen
Teilmarktspezifische Honorarempfehlungen:
- Leitfaden Honorare des Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler
- Honorarwerk Illustratoren Organisation e.V.
- Vergütungstarifvertrag Design (AGD/SDSt)
- Honorarempfehlung des Bundesverband Freie Darstellende Künste
- Empfehlung zu Stunden- und Tagessätzen Deutscher Designtag e.V.
- BDG Stundensatzkalkulator für Designleistungen
- Stundensatzkalkulator Allianz deutscher Designer (AGD) e.V.
- Honorarempfehlung des Verband der Restauratoren (VDR)
- Honorarnoten-Sammlung bei verschiedenen Medien (z.B. Journalist:innen)
- Gemeinsame Empfehlung von DACH Musik Berlin, Deutsche Jazzunion, Deutscher Tonkünstlerverband, PRO MUSIK, unisono, ver.di, Chorverband in der Evangelischen Kirche in Deutschland (CEK)
- Empfehlung der Deutschen Jazzunion
- Empfehlung von FREO, dem Zusammenschluss der Freien Ensemble und Orchester
- Empfehlung von unisono, Deutsche Musik- und Orchestervereinigung
- Empfehlung vom BDKV, Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft und der Live Musik Kommission
- Empfehlung von der CED, Chor- und Ensembleleitung Deutschland
- Mindesthonorare und Empfehlungen zu Ausfallhonoraren von Unisono
- Dt. Musikrat Empfehlungen HUG in der musikal. Bildung und im Musikhochschulbereich
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